Die achte Ausgabe von Tierstudien setzt sich mit dem Thema Wild auseinander.
Die interdisziplinäre Fachzeitschrift Tierstudien widmet sich im Kontext der Animal Studies dem Verhältnis von Mensch und (nichtmenschlichen!) Tieren, indem sie vor allem, aber nicht nur, aus kultur- und geisteswissenschaftlicher Perspektive kulturell und historisch bedingte Vorstellungen, Bilder und Repräsentationen von Tieren, aber auch aktuelle Praktiken und Theorien der Tier-Mensch-Beziehung untersucht.
In dieser Ausgabe geht es also um das Wilde. Kulturell gehört Wildheit zu den grundlegenden Zuweisungen von Animalität und ist keineswegs auf Tiere bzw. Raubtiere beschränkt. Man denke nur an Barbar*innen, Kinder oder die Wildheit der Natur. Assoziationen zu Wildheit sind meist das Ungezügelte, Fremde, Sprachlose. Zu Wildheit gibt es keine eindeutige Wertung - sie kann sowohl aus- und abgrenzend verwendet werden, als auch im Sinne positiver, vitaler Kraft verwendet werden. Für die einen ist Wildnis das, was nicht kontrolliert werden kann, für die anderen dagegen das, das gezähmt werden muss. Wildnis kann Erholung bedeuten - oder Gefahr.
Wildheit wird bei Labormäusen auf einer Skala gemessen, Wild ist eine Kategorie von Tieren (kein Nutz- oder Haustier, kann gejagt werden). Aber wie wir sehen, ist die Definition von "Wild" vom Standpunkt abhängig, sie ist immer vorläufig.
Die Beiträge in diesem Band analysieren, wie Wildheit in Kunst und Dichtung, Jagd und Reiterei repräsentiert und produziert wird; sie diskutieren die Hilfspflichten gegenüber "Wildtieren" und die Wildtiergesetzgebung. Künstlerische Beiträge sind natürlich auch wieder dabei.
Tierstudien ist die erste deutschsprachige Zeitschrift für Animal Studies. Forschungsfelder von Tierstudien sind zum Beispiel die kritische Analyse von bildender Kunst, Film, Literatur und Populärkultur im Hinblick auf die kulturellen und sozialen Bedeutungsschichten von Mensch-Tier-Beziehungen. Es wird unter anderem untersucht, auf welche Weise Tiere und Interaktionen zwischen Menschen und Tieren ihren Ausdruck in den Wissenschaften finden und inwiefern Tiere und Tier-Mensch-Beziehungen die menschliche Kultur beeinflussen und mitgestalten. Dabei werden Schlüsselbegriffe der westlichen Geistesgeschichte, wie etwa 'Natur' und 'Kultur', oder die Repräsentation von Tieren in den Künsten sowie die historischen Veränderungen in der menschlichen Wahrnehmung von Tieren und von Tier-Mensch-Beziehungen auf ihre ideologischen oder ästhetischen Funktionen hin analysiert.